Neue Wege für das Verständnis von Musik
Sinn Spezialuhren unterstützt das universitäre Internet-Projekt MILAN
Wenn Konrad Georgi über MILAN spricht, gerät er ins Schwärmen. Als Gegenüber spürt man sofort seine Begeisterung. Und man ahnt, wie viel Herzblut in seinem Projekt steckt. Der Pianist und Musiktheoretiker ist der verantwortliche Ideenvater, der MILAN ins Leben gerufen hat. Bis dato haben er und seine Mitstreiter unter www.milan.de eine Plattform für das Lernen und die Lehre ins Internet gestellt, von der Studierende und Dozenten gleichermaßen profitieren.
Nüchtern betrachtet ist MILAN ein Forschungsprojekt der Hochschule für Musik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit dem Wintersemester 2010/2011 wird es von Studierenden und Dozenten fleißig genutzt. Zum ersten Mal erfuhr die Öffentlichkeit von MILAN beim Kongress der Gesellschaft für Musiktheorie. 2009 war das, als Konrad Georgi seine Überlegungen vorstellte. Wie wäre es, wenn man den Studierenden hochwertige Tonaufnahmen und Partituren von Werken bedeutender Komponisten zur Verfügung stellen könnte?
Integration von Musik und Noten durch Herüberziehen entsprechender Dateien.
Zum Beispiel auf einer Internetseite? Und auf Basis dieser Inhalte ließen sich dann von den Dozenten fachlich anspruchsvolle Aufgaben formulieren, die die Studierenden – unter Beachtung des Urheberschutzes! – von zu Hause aus erledigen könnten. Und zwar selbstbestimmt und abgestimmt auf den persönlichen Bio-Lern-Rhythmus. Ohne Stress, mit höchster Konzentration. Dafür mit Spaß an der Sache. Was so reizvoll klingt, hat einen bildungsproblematischen Hintergrund: Mit Einführung der Bachelor-Studiengänge wurden zwar die Ausbildungsgänge neu strukturiert, die häufig grenzwertigen Lernbedingungen hingegen blieben unverändert. Zum Beispiel die zeitaufwendige, zum Teil nervige Suche nach Literatur in den Bibliotheken. Weniger Zeit fürs Studium bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen? Für Konrad Georgi konnte die Konsequenz nur lauten: Andere Lernwege müssen beschritten werden: optimiert, kreativ, verkürzt. Und eine internetbasierte Lösung ist das beste Vehikel, um ans Ziel zu kommen.
Erstellen von elektronischen Lehreinheiten (Aufgaben u. Lösungen). Einfache Programmierung eines wirkungsvollen DRM-Schutzes.
Namhafte Partner beteiligen sich an MILAN
Für das MILAN-Konzept ergaben sich damit einige Hürden, inhaltlich wie rechtlich. Wer stellt Tonaufnahmen und Partituren zur Verfügung? Was ist mit dem Urheberschutz? Wie wird er gewährleistet? Schließlich sollen Daten und Dateien zum Beispiel auch verschickt werden. Die Lösung: Konrad Georgi holte sich namhafte Partner aus der Musikbranche ins Boot. Wie die Deutsche Grammophon, die erstklassige Tonaufnahmen bereitstellt. Oder die Edition Peters mit ihren schönsten Kunstliedausgaben. Schott Music steuert die renommierte Reihe der Eulenburg Partituren bei. Um den Schutz der von den Partnern gewährten Urheberrechte kümmerte sich die Firma netTrek. Sie entwickelte einen eigenen DRM-Schutz (Digitale Verwaltung von Urheberrechten) für MILAN. Er regelt nun die Nutzung von Tonaufnahmen, Partituren und Lehrinhalten. Sinn Spezialuhren komplettiert diese Partnerschaft der MILAN-Begeisterten. Nachdem Konrad Georgi sein Projekt bei Lothar Schmidt vorgestellt hatte, war der Inhaber sofort überzeugt. Schließlich ist es ein Herzensanliegen von ihm, Bildung und Kultur zu fördern. Darum erklärte sich Lothar Schmidt auch bereit, MILAN die notwendige finanzielle Starthilfe zu geben und es so ans Laufen zu bringen. Dass die beiden sich persönlich durch firmeninterne Veranstaltungen kannten, bei denen Konrad Georgi als Pianist auftrat, dürfte dem Projekt zusätzlich den nötigen Vertrauensvorschuss gegeben haben.
Tonaufnahmen und Notenmaterial
Und was bietet nun MILAN? Zunächst einmal versinnbildlicht das Kunstwort die Projektschwerpunkte. Denn „mi“ ist die dritte Tonsilbe der Solmisation („Doremi“), einer im Mittelalter entwickelten Verfahrensweise, die Tonstufen eines Gesangs auf bestimmte Silben zu singen. „LAN“ wiederum stellt den Internetcharakter des Projektes heraus. Die Plattform hält, dank der Zusammenarbeit mit den Partnern, hochwertige Tonaufnahmen in Kombination mit entsprechendem Notenmaterial für Studium und Lehre parat. Mit der Realisierung ist Konrad Georgi und seinem Team damit etwas Neues gelungen: Studierende können nun bei einer gestellten Aufgabe im direkten Vergleich analysieren und bewerten, mit welchen Mitteln komponiert wurde bzw. wie Dirigenten Musik ausgestalten und auf welche Klangfarben sie bei ihren Interpretationen Wert legen. Wer die Musik hört und gleichzeitig die Noten verfolgen möchte, greift einfach auf den passenden Partitur-Ausschnitt zu.
Rückmeldung per Internet oder persönlich
Nutzung der elektronischen Lerndateien durch Studierende, Schüler bzw. durch allgemein Kulturinteressierte.
Zusätzlich verknüpft MILAN ausgewählte Werke mit stilistischen, historischen und biographischen Zusammenhängen. Wann wurde die Musik komponiert? Welchen Stilrichtungen ist sie zuzuordnen? Mit welchen Kompositionsausschnitten anderer Werke und Komponisten lassen sich inhaltliche Zusammenhänge herstellen? Die Rückmeldung beispielsweise harmonischer Analysen erfolgt dann per Internet oder im persönlichen Gespräch. So lassen sich zum Beispiel im Rahmen eines Seminars die Ergebnisse der Studierenden in einer Übersicht vergleichend darstellen, um so in eine fachliche Diskussion einzusteigen. Für Dozenten wiederum ist MILAN ideal zum Publizieren. Denn Lehreinheiten und Aufgaben lassen sich problemlos erstellen – ohne Programmierkenntnisse. Zwar ist die Recherche zunächst sehr zeitintensiv, schließlich sollen ausschließlich qualitativ hochwertige Inhalte zusammengestellt werden. Unterm Strich aber steht der Zeitgewinn, weil die Dozenten die Ergebnisse ihrer Arbeit auch untereinander nutzen können.
MILAN „ergänzt“ das klassische Studium
Hinter all dem steht ein bewährtes pädagogisches Konzept: Lernvorgänge funktionieren besonders gut, wenn der Lernende direkt vergleichen kann. Zudem spricht MILAN verschiedene Wahrnehmungsebenen an und fördert so intensiv den Lernprozess. Das Projekt verbessert die Qualität der Lehre, es nutzt die Vorteile des Internets und wird studentischen Realitäten gerecht. Konrad Georgi versteht MILAN dabei im Sinne eines „Nahrungsergänzungsmittels“ – was sich mit den Wünschen der Studierenden deckt. Sie arbeiten gern mit dieser Plattform, möchten dies aber nicht ausschließlich tun. Nach wie vor ist das klassische Studium gefragt, also der persönliche Kontakt mit dem Dozenten, das Seminar und die Vorlesung. In diesem Sinne ist MILAN tatsächlich eine Ergänzung zum Bemühen um die Früchte der Erkenntnis, wenn auch eine sehr nahrhafte.
Brücke zwischen Kultur und Wirtschaft
Wie geht es weiter mit MILAN? Die Erfahrungen zeigen: Die Bildungs- und Publikationsplattform wird von Studenten und Dozenten sehr gut angenommen. Dazu beigetragen haben insbesondere auch die von Konrad Georgi entwickelten Spiele. Mit ihnen können die Studierenden wie bei einem musikalischen Memory ihr Gehör schulen. Für „MILAN 2.0“ heißt es zukünftig, den bestehenden DRM-Schutz für mobile Endgeräte zu adaptieren. Bleibt noch die Frage, warum MILAN und Sinn Spezialuhren als Partner so gut zusammenpassen. Für Konrad Georgi ist die Antwort klar: Beide schlagen durch ihre Zusammenarbeit eine Brücke zwischen Kultur und Wirtschaft: Hochwertige mechanische Uhren verbinden sich mit einem hochwertigen Bereich der Kultur. Beide „Gewerke“ treibt zudem die Leidenschaft und der Wunsch an, nachhaltige Werte zu schaffen, die dem Menschen Freude bereiten. Geduld, Präzision, Kreativität: Diese Attribute sind in der Musik gefordert, genauso wie im Uhrmacherhandwerk. Hinzu kommt der beiderseitige Anspruch, das einmal Geschaffene weiter optimieren zu wollen. Auch da ist der Musiker nicht anders als der Uhrmacher. Genügend Gründe also für eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit.